Agenda 2030 – Wie ernst nehmen wir die Ziele wirklich?

Vor 5 Jahren haben sich die Vereinten Nationen mit der Agenda 2030 dazu verpflichtet, bis 2030 zu einer besseren, ökonomischen, ökologischen und sozialen Entwicklung beizutragen. Drei Monate später folgte das Pariser Klimaabkommen, welches sich ausdrücklich auf die Agenda 2030 bezieht und diese im Hinblick auf Klimaziele konkretisiert. 5 Jahre später ist es an der Zeit, eine Zwischenbilanz zu ziehen.

Darum müssen die Staaten zusammen etwas ändern!

Das Hilfswerk Brot für die Welt bringt die sichtbaren bzw. messbaren Probleme dieser Erde auf den Punkt

  • Der Meeresspiegel steigt an.
  • Die Zahl der Wirbelstürme nimmt zu.
  • Der CO2-Anteil in der Atmosphäre steigt an.
  • Probleme um Hunger, Mangelernährung und fehlendes Trinkwasser bleiben bestehen.

Agenda 2030 – 17 Ziele

Diese Situation hat 193 Staaten im September 2015 in New York dazu veranlasst, gemeinsame Ziele zu definieren. Genaugenommen handelt es sich um 17 Ziele, die bis zum Jahr 2030 erreicht werden sollen. Man nennt sie Sustainable Development Goals (SDGs).

Agenda 2030

Quelle: www.bundesregierung.de

Agenda 2030 – Die Kernpunkte

Diese Ziele haben die Vereinten Nationen auf 172 Seiten niedergeschrieben. Sie lassen sich auf 3 Kernpunkte zusammenfassen:

  • Bekämpfung von Armut und Hunger
  • Klimaschutz
  • Bessere Bildungschancen

Gemessen an vorherigen Bemühungen sind diese Ziele wahrlich gewaltig. Doch dabei darf es nicht bleiben. Wünschenswert wäre es, wenn die Verfolgung der Ziele ernsthaft und aktiv betrieben würde.

Agenda 2030 – Wie ist der Stand der Umsetzung?

Dass ein politisches Abkommen dieser Tragweite innerhalb von so kurzer Zeit bereits sichtbare Veränderungen hervorruft, hat keiner von uns erwartet. Was wir aber im Jahr 2020 erwarten können: Eine Tendenz zur Lösung muss erkennbar sein.

Den Stand im Jahr 2019 zeigt sowohl der „Sustainable Development Report“ (SDG-Report) als auch das Dokument „World Economic Situation and Prospects“ der Vereinten Nationen.

Der SDG-Report macht deutlich: Es ist noch viel zu tun! Und das gilt für alle Länder!

Spitzenreiter ist Dänemark mit einem Zielerreichungsgrad von 85 Prozent. Deutschland ist auf Platz 6 mit 81 Prozent.

Das ist grundsätzlich nicht schlecht, wenn man sich überlegt, dass die 100 Prozent erst in 2030 erreicht sein müssen. Dennoch: Gerade an den Bereichen „Klimaschutz“ und „Nachhaltiger Konsum“ müssen auch die Top-Staaten laut SDG-Report noch arbeiten.

Hinzu kommen eine zu hohe Nitrat-Belastung der Böden durch Landwirtschaft. Außerdem: Während die weltweite Mangelernährung auf der einen Seite der Erde weiter anhält, wird ein Drittel der produzierten Lebensmittel weggeworfen.

Wenn Du diese Missstände mit den oben abgebildeten Zielen abgleichst, stellst Du fest: Der größte Handlungsbedarf besteht demnach bei der Erfüllung dieser Ziele:

  • keine Armut
  • kein Hunger
  • Gesundheit und Wohlergehen
  • Weniger Ungleichheiten
  • Nachhaltiger Konsum und Produktion
  • Maßnahmen zum Klimaschutz

Bevor die Corona-Krise ausgebrochen ist, hat das weltweite Wirtschaftswachstum insgesamt deutlich zugenommen. Währenddessen sind die finanziellen Ungleichgewichte jedoch größer geworden. So ist die Schere zwischen Arm und Reich innerhalb der Staaten weiter aufgegangen. Und gleichzeitig haben sich die Industriestaaten wirtschaftlich weiter von den Entwicklungsländern abgesetzt.

G20-Staaten müssen besser werden

Die G20 sind ein informeller Zusammenschluss der 20 wirtschaftlich stärksten Industrie- und Schwellenländer. Deshalb haben sie nicht nur wegen ihrer Bevölkerungszahl das größte Gewicht bei der Umsetzung der Agenda 2030. Leider sind aber einige der G20-Staaten keine guten Vorbilder. Denn gerade mit Blick auf die Nachhaltigkeit leben die Einwohner der Schwellenländer aufgrund ihres hohen Lebensstandards über ihren Verhältnissen.

Der CO2 Ausstoß ist einer von mehreren Indikatoren, die diesen Missstand aufzeigen. Die nachfolgenden Zahlen zu den CO2-Emissionen aus den Jahren 2015 und 2016 haben sich bis heute nur geringfügig verbessert. Immerhin: Deutschland ist von 9,5 Tonnen CO2 pro Kopf im Jahr 2016 auf 7,9 Tonnen im vergangenen Jahr (2019) gekommen.

Statistik: Energiebedingte Pro-Kopf-CO2-Emissionen in den G20-Staaten in den Jahren 2015 und 2016 (in Tonnen) | Statista

Quelle: Statista

Darüber hinaus verursachen pro Kopf gesehen die Schweiz, Singapur und Luxemburg die meisten Kosten in Bezug auf Umwelt, Sicherheit und Wirtschaft.

Solche Kosten sind beispielsweise:

  • Waldrodung aufgrund erhöhter Palmöl-Nachfrage
  • Unterstützung von Steueroasen
  • unterlassene Budgetzusagen für die Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele

Sachstandsberichte der Länder zur Agenda 2030 sind nur freiwillig

Um den Stand der Umsetzung nachzuweisen, sollen die Länder regelmäßig darüber berichten, wie sie die Agenda 2030 umsetzen werden. Der Begriff „Voluntary National Reviews“ macht aber schon deutlich, dass diese Berichte eben freiwillig sind. Trotzdem haben die meisten Staaten bereits berichtet.

Wirklich unter Druck gesetzt fühlen sich die Staaten dadurch aber wohl nicht. So schreibt der Nachhaltigkeitsrat, er habe Zweifel über die Aussagekraft und den Fortschritt der SDGs durch die Berichte. Um wirklich aussagekräftiges Material zu erhalten, seien für jeden der Staaten Berichte unabhängiger ausländischer Experten zielführender.

  • Klar: Wenn jeder sein eigenes Zeugnis schreibt, bekommt auch jeder eine 1+.

Mitgliedsstaaten müssen mehr zusammenhalten

Ein großes Problem sieht der Nachhaltigkeitsrat darin, dass das Gemeinschaftsprojekt Agenda 2030 an Alleingängen einzelner Staaten leidet. Nicht nur die USA isolieren sich zunehmend in ihrer Vorgehensweise. Hinzu kommt der Druck, den die Industrie auf die Regierungen ausübt.

Diesbezüglich lässt sich meiner Meinung nach die Bundesrepublik Deutschland nicht besonders beeindrucken: So sind wir ganz offensichtlich dazu bereit, unseren wichtigsten Wirtschaftszweig – die Automobilindustrie – zum Zwecke der Nachhaltigkeit gehörig auf die Probe zu stellen.

Länder müssen mehr investieren

Auch wenn man ohne zusätzliche Investitionen eine Menge verändern kann: So ganz ohne Geld lässt sich die Agenda 2030 nicht erfolgreich durchführen. Ja, die Regierungen haben sich per Unterschrift zur Umsetzung der SDGs verpflichtet. De facto unterliegt das ganze Projekt aber trotzdem der Freiwilligkeit, solange die Länder praktisch nicht sanktioniert werden können.

Nehmen wir mal die ODA-Quote: ODA bedeutet Official Development Assistance. Die Länder der Vereinten Nationen sollen 0,7 Prozent ihres Bruttoinlandsproduktes dafür aufwenden, die armen Länder zu unterstützen. Wer hält sich dran? Kaum jemand. Deutschland jedenfalls hat das bisher nur einmal im Jahr 2016 getan.

Agenda 2030 – Wir müssen mehr machen und weniger quatschen

Auf der Generalversammlung der Vereinten Nationen am 24.09.2019 in New York hat man die Agenda 2030 wiederum intensiv behandelt. So intensiv, wie Politiker das nun mal machen: Das Treffen wurde als Plattform genutzt, um sich zu profilieren. Und um über Dinge zu sprechen, die schon bekannt sind. Schaue Dir mal ein paar Ausschnitte zur UN-Generalversammlung an. Dann verstehst Du, was ich meine.

Immerhin: Dadurch dass die Agenda 2030 ein zentraler Tagesordnungspunkt der Generalversammlung war, konnte sich die Welt nicht vor dem Thema verschließen. Mehr kann man davon vermutlich nicht erwarten.

Corona-Krise kann für Erreichen der Klima-Ziele sorgen

Agenda 2030

Bild: Chrienova (Pixabay)

Was das Klima betrifft, hat uns die Corona-Krise jedenfalls einen Schubs in die richtige Richtung gegeben: Laut Stiftung Energie und Klimaschutz wird Deutschland seine Klimaziele für das Jahr 2020 dadurch erreichen.

Der wochenlang anhaltende Lockdown hat eine erhebliche Reduzierung von Treibhausgasen verursacht. Im Frühjahr stand nicht nur der Flugverkehr und die Schifffahrt still. Auch auf Deutschlands Straßen war durch Homeoffice und stillgelegte Betriebe deutlich weniger los.

Dadurch wurde auch weniger Strom und Erdgas benötigt. Deshalb würde die Erzeugung von Treibhausgasen in diesem Jahr auf bis zu 45 Prozent unterhalb der Freisetzung im Jahr 1990 fallen. Das entspricht 750 Millionen Tonnen CO2.

Die Politik kann die SDGs nicht ohne uns erreichen

Unser Lebensstandard macht die Zustände auf unserem Planeten nicht besser. Jeder Einzelne von uns verdient so viel Geld – gemessen an den Entwicklungsländern. Das hohe Einkommen geht einher mit hohen Konsumausgaben. Seien es Lebensmittel, die zu einem großen Teil ungenutzt entsorgt werden. Oder seien es auch elektrische Geräte und fossile Brennstoffe.

Wir können nicht nur die Politik dafür verantwortlich machen, wenn wir die 17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung nicht einhalten. Wir alle müssen unseren Konsum minimieren und nachhaltiger Leben.

Bei all der Kritik an der Politik muss man feststellen: Ja, die Themen Ökologie und Nachhaltigkeit gewinnen durch die Agenda 2030 mehr an Bedeutung. Der erste Schritt ist getan: Nämlich diese Ziele überhaupt zu setzen. Die Grundlage ist gelegt: Jetzt ist es aber nicht nur an der Politik und Wirtschaft, die Ziele umzusetzen. Jeder von uns muss seinen Beitrag leisten.

Eine empfehlenswerte Möglichkeit, Deinen Konsum zu reduzieren ist Minimalismus. Erfahre mehr darüber in meinem Artikel „Wie Du mit Minimalismus die Umwelt rettest“.