Der größte Nachteil, den regenerative Energien gegenüber den fossilien Brennstoffen haben: Sie sind nicht nach Bedarf abrufbar! Gibt es keinen Wind, erzeugen Windkrafträder keinen Strom. Scheint die Sonne nicht, gibt es keine Solarenergie. Ist das wirklich der Fall? – Nein! Die Lösung heißt Solarthermie aus der Wüste. Der Strom aus der Wüste ist günstig, CO2-frei und vor allem regelbar. Außerdem bringt er soziale Vorteile mit sich.
Regenerative Energien – Das ist Solarthermie
Damit Solarenergie immer und überall abrufbar ist, brauchen wir zwei Dinge: Eine Schön-Wetter-Garantie und sogenannte Solar-Electricity-Piplelines. Konkret heißt das, wir bauen in Nordafrika Sonnenkollektoren auf. Diese speichern die Energie, veredeln sie in einem Kraftwerk und transportieren sie über 3.000 km lange Pipelines mit 600.000 Volt Gleichspannung nach Europa.
So funktioniert Solarthermie
Wie das solarthermische Kraftwerk funktioniert, kann ich leider nur so genau erklären, wie ich es selber verstehe. Genaueres kannst Du einem Artikel von Volker Quaschning entnehmen: Die Kollektorfelder bestehen aus Spiegeln, die das Licht auf Rohre fokussieren. In diesen Rohren befindet sich eine Flüssigkeit, die dadurch aufgeheizt wird. Der Wärmetauscher presst den daraus entstanden Wasserdampf über eine Turbine. Und daraus entsteht der Strom.
Das Gute dabei ist: Diese Art der Stromerzeugung ermöglicht die Speicherung der Energie. Nämlich dadurch, dass die Flüssigkeit mit geringem Energieverlust aufbewahrt werden kann. Benötigen wir also in der Nacht Strom, bekommen wir ihn durch die Flüssigkeit, die sich in diesem Moment abkühlt.
Regenerative Energien – Solarthermie ist von A bis Z durchdacht
Wenn wir nur wollten, könnten wir das Projekt sofort umsetzen. Natürlich gibt es Herausforderungen. Aber dafür gibt es bereits Lösungen:
Wer in der Sahara ein Kraftwerk betreiben will, braucht dafür Menschen. Und die haben Durst. Außerdem müssen die Spiegel der Kollektorfelder gereinigt werden. Wo bekommt man also mitten in der Sahara Wasser für Leute und Reinigung her?
Solarthermie – Für Wasser ist gesorgt
Für den Betrieb benötigen wir deshalb Meerwasserentsalzungsanlagen. Ein Teil der produzierten regenerativen Energien sind demnach für die Meerwasserentsalzung und den Transport des erzeugten Trinkwassers aufzuwenden. Und wenn wir schon mal eine Entsalzungsanlage gebaut haben, können wir die Umgebung gleich mitversorgen.
Ein positiver Nebeneffekt: Das Wasser tropft von den Spiegeln auf den Boden. Dadurch wächst Gras. Man könnte das Ganze also sogar um eine Weidewirtschaft erweitern. Es werden auf jeden Fall Arbeitsplätze geschaffen.
Solarthermie – Die Vorteile auf den Punkt gebracht
Ich fasse die Vorteile bis hierhin schon einmal zusammen:
- Wenn man im großen Stil Kollektorfelder aufstellt, können wir regenerative Energien im Gigawatt-Maßstab erzeugen.
- Es wird ein Stück Land genutzt, das sonst keiner braucht.
- Es muss eine Meerwasserentsalzungsanlage gebaut werden, die der ganzen Region zugute kommt.
- Der Betrieb der Anlage schafft Arbeitsplätze. Er stellt eine dauerhafte Geldquelle für Marokko dar. Das dürfte politisch und sozial für mehr Stabilität sorgen.
HGÜ-Leitungen für Solarthermie aus der Wüste
Wie können wir es bewerkstelligen, dass die gesammelte Energie aus Nordafrike nun alle Teile Europas erreicht? Die Antwort: Leitungen für Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung (HGÜ). Nur damit ist es möglich, den Strom durch das Mittelmeer zu bringen. Diese HGÜ-Leitungen können beispielsweise an stillgelegte Atomkraftwerke angeschlossen und völlig regelbar vor Ort eingesetzt werden.
Solarthermie – Regenerative Energien auf Abruf
Aktuell ergänzen wir hierzulande den Ökostrom aus Windkraft oder Fotovoltaik um Energie aus fossilen Brennstoffen oder Atomenergie aus dem Ausland. Das ist erforderlich, weil wir nun mal auch dann Strom brauchen, wenn gerade mal nicht die Sonne scheint oder der Wind weht.
Solarthermie aus Nordafrika könnte diese ergänzende Energiequelle ersetzen. Das bedeutet: Liefert die hauseigene Fotovoltaikanlage ausreichend Strom, kommt weniger aus Marokko. Kommt weniger aus dem eigenen Netz, übertragen die HGÜ-Leitungen mehr. Und das funktioniert von jetzt auf gleich.
Solarthermie – Alles nur Theorie?
Wo sind die Nachteile? Es muss doch einen Haken geben! Ist Solarthermie vielleicht nur auf dem Papier möglich und gar nicht praktikabel? – Nein! Es gibt Erfahrungen dieser Form von Regenerativen Energien. In Spanien gibt es bereits Solarthermische Kraftwerke. Und sie funktionieren – mit einer Einschränkung: Sie sind weniger effizient. Einfach aus dem Grund, dass es in Marokko noch mehr Sonnenstunden gibt.
HGÜ-Leitungen sind übrigens auch keine Weltneuheit. Zum Großteil werden sie für die Übertragung von Wasserkraft oder Geothermie eingesetzt. Auch hier sprechen wir von mehreren tausend Kilometern. Und ebenfalls Verbindungen durch den Ozean.
Trotzdem befindet sich die Solarthermie erst in den Kinderschuhen. Ähnlich wie bei der Einführung der Fotovoltaik gibt es auch hier noch ein erheblichen Leistungspotenzial.
Regenerative Energien – Die Kosten für Solarthermie
Die Kosten hängen natürlich von der Größe des Kraftwerks ab. Gehen wir mal von 3 Gigawatt Leistung aus. So viel produziert ein Atomkraftwerk: Dafür haben die Wissenschaftler ca. 30 Milliarden Euro geschätzt. Das sind übrigens nur rund 70 % von dem, was ein vergleichbares Atomkraftwerk kosten würde. Und dabei sind die Kosten für die Lagerung von radioaktivem Müll noch unberücksichtigt. Auch Kohlekraftwerke sind nicht billiger zu haben.
Deshalb hat sich Solarthermie noch nicht etabliert
Obwohl die Gesamtinvestition für ein solarthermisches Kraftwerk unterhalb der Investition für ein Kohle- oder Atomkraftwerk liegt, ist gerade die Finanzierung das Hauptproblem. Denn die Ingenieure bauen bereits von Beginn an alle Kollektoren mit auf. Das kostet wiederum Kredit-Zinsen. Und versichert werden müssen sie auch noch.
Da das Risiko der Investition in vollem Umfang beim Entwickler bleibt, wirkt sich das auf die Höhe der Zinsen aus.
Solarthermie gilt eben noch nicht als sichere Investition. Deshalb sind die Darlehenszinsen höher als bei einem Kohle- oder Atomkraftwerk. Am Ende ist es also nur deshalb teurer, weil das bereitzustellende Kapital höhere Kosten erfordert.
Aufgrund der hohen Anzahl an Sonnenstunden eignet sich nicht nur Marokko, sondern auch viele andere afrikanische Staaten. Für sie alle wären solarthermische Kraftwerke eine große Chance. Sie alle könnten von der Energiewende profitieren. Es müsste Ihnen nur jemand finanziell unter die Arme greifen.
Eines ist jedenfalls klar: Solarthermie aus der Wüste würde den weltweiten CO2 Ausstoß drastisch minimieren. Es wäre ein Projekt, das endlich mal für alle Beteiligten Vorteile bringt.