Mit dem Fahrrad gegen den Klimawandel

Radfahren spart Geld und macht Dich gesünder. Vor allem aber hilfst Du mit Deinem Fahrrad, den Klimawandel aufzuhalten. Deshalb ist es erfreulich, dass immer mehr Menschen ihre Fahrräder nicht nur für Freizeitaktivitäten sondern auch für die Anfahrt in die Stadt und zur Arbeit benutzen. Es könnten aber ruhig ein paar mehr sein.

Mit dem Fahrrad zur Arbeit

Fahrrad Klimawandel

Bild: Free-Photos auf Pixabay

Obwohl meine Arbeitsstelle nie mehr als 5 km von zu Hause entfernt gewesen ist, war die Anreise mit dem Auto für mich viele Jahre lang normal. Und das ungeachtet der Tatsache, dass ich schon immer Sportler war und mich nie besonders für Autos interessiert habe.

Heute frage ich mich, was damals in meinem Kopf vorgegangen sein muss! Warum habe mir das angetan? Rushhour! Parkplatzsuche! Und ins Büro setzen, ohne mal an der frischen Luft gewesen zu sein.

Und noch viel schlimmer: Was habe ich der Umwelt damit über die Jahre hinweg angetan? Ich habe es mal mit Hilfe von myclimate.org ausgerechnet. Innerhalb von 10 Jahren dürften das fast 20 Tonnen CO2 gewesen sein, die ich damit in die Luft geblasen habe.

Deshalb fahre ich fast nur mit dem Fahrrad

Es war ein langwieriger Prozess. Aber heute fahre ich so viel mit dem Fahrrad, dass ich mit dem Gedanken spiele, mein Auto zu verkaufen. Unser Kind bringen wir mit dem Fahrrad zur Kita. Zur Arbeit fahre ich ebenso mit dem Fahrrad. Urlaube verbinden wir mit Fahrradtouren. Und die Anreise zum Ferienort machen wir mit dem Zug. Das Auto hingegen wartet artig auf seinem Parkplatz.

Wie mein Umdenken begann

Zum Alltagsgegenstand wurde mein Fahrrad erst wieder als ich auf meiner neuen Arbeitsstelle keinen Stellplatz mehr hatte. Ab diesem Zeitpunkt ärgerte mich nicht mehr nur der morgendliche Straßenverkehr. Viel schlimmer gestaltete sich jetzt auch noch die Parkplatz-Suche. Darum probierte ich es mal mit dem Fahrrad.

Das Fahrrad ist einfach praktischer als ein Auto

Was für andere offensichtlich sein dürfte, wurde mir jetzt bewusst: Während die Autos im Verkehrsstau standen, konnte ich an allen Verkehrsteilnehmern vorbeisausen. Ich konnte mein Fahrrad quasi vor der Bürotür abstellen. Und ich kam mit klarem Kopf zur Arbeit, weil ich mich bewegt hatte.

Abgesehen davon hat sich die Dauer meines Arbeitsweges halbiert. Laut dem Bundesumweltamt betragen fast 50% aller Autofahrten in Großstädten weniger als 5 km. Für mich heißt das: Jeder Zweite macht immer noch den selben Fehler wie ich es tat. Nämlich mit dem Auto zu fahren, obwohl man mit dem Fahrrad schneller wäre.

Radfahren ist gesund und bringt Lebensqualität

Ein weiterer Faktor wurde mir bewusst: Gerade als Schreibtisch-Täter im Alter von Mitte 30 läufst Du im Alltag Gefahr, es irgendwann mal mit Bluthochdruck, Herz-Kreislauferkrankungen, Übergewicht und allen damit zusammenhängenden Folgekrankheiten zu tun zu haben. Fährst Du jeden Tag mit dem Rad, kannst Du das Risiko deutlich minimieren.

Ganz nebenbei kannst Du Dich auf dem Fahrrad auch vom Stress auf der Arbeit abreagieren. Dass die Website nationaler-radverkehrsplan.de auf Basis einer niederländischen Studie über Millionen Einsparungen von Arbeitgebern durch das Radfahren durch Senkung der Krankheitsquote berichtet, wundert mich nicht. Ich selbst bin seitdem ebenfalls deutlich seltener erkältet.

Das Fahrrad ist klimaneutral

Ökologische Gründe waren zu diesem Zeitpunkt für mich nur ein Randaspekt. Für weitere Anreisen oder bei schlechtem Wetter habe ich deshalb weiterhin den PKW bevorzugt. Heute sehe ich das anders.

Autos sind Umweltsünder

Autos sind Umweltsünder

Bild: Alex Grishin auf Pixabay

Jedes in Deutschland zugelassene Auto fährt laut Kraftfahrtbundesamt durchschnittlich 14.200 km im Jahr. Mit jedem Liter Benzin emittierst Du laut CO2-Online durchschnittlich 2,35 kg Kohlendioxid. Fährst Du also im Jahr 10.000 km mit dem Auto bei einem Verbrauch von 10 Liter auf 100 km, kommst Du auf 2,35 Tonnen CO2.

Laut Statista emittiert jeder Einzelne von uns pro Jahr 7,9 Tonnen CO2. Demnach könntest Du also mehr als ein Viertel von Deinem CO2 Ausstoß durch den Verzicht auf einen Personenkraftwagen reduzieren. Und als braver Bürger hilfst Du der Bundesrepublik Deutschland damit, den Treibhausgas-Ausstoß wie geplant um insgesamt 40 Prozent zu verringern.

Zugegeben: Auf die oben beschriebenen 2,35 Tonnen CO2 Reduzierung pro Kopf kommen wir nur dann, wenn gar keiner mehr von uns Auto fahren würde. Das Umweltbundesamt rechnet aber vor, dass Du auf einer Arbeitsstrecke von 5 km durch den Umstieg vom Auto auf das Fahrrad zumindest 300 kg CO2 weniger freisetzen würdest.

Ökobilanz von Autos

Schauen wir uns mal den gesamten Lebenszyklus eines PKW an: Bevor das Auto fahren kann, muss es erst einmal produziert und am Ende recycelt werden. Das kostet Energie und Rohstoffe. Wird der dabei verwendete Strom aus regenerativen Energien erzeugt, fällt die Ökobilanz zumindest etwas milder aus als wenn Kohlekraftwerke involviert sind. Aber wer prüft schon, ob der Hersteller mit Ökostrom produziert? Übrigens: Laut einer Studie des ADAC sind Elektroautos erst ab einer Laufleistung von durchschnittlich etwa 50.000 km umweltverträglicher als Verbrenner. Das liegt daran, dass die Produktion und die Verwertung der Akkus von E-Autos deutlich umweltschädlicher sind.

Sind E-Bikes umweltfreundlich?

Die Benutzung von E-Bikes bzw. Pedelecs ist klimaneutral sofern Du den Akku mit echtem Ökostrom auflädst. Genauso wie  Elektro-Autos verwenden aber auch E-Bikes Lithium-Ionen Akkus. Dafür werden die sogenannten Seltenen Erden verwendet und zudem setzen die Hersteller CO2 bei der Produktion frei.

Elektronische Fahrräder sind also im Hinblick auf Deine Gesundheit und den Klimawandel sozusagen die Light-Version von klassischen Fahrrädern. Sie fordern Deine Muskeln und Deine Kondition weniger und sind schlechter für die Umwelt. Das alles ist aber immer noch besser als mit dem Auto zu fahren.

Radfahren spart Geld

Lass uns doch mal ganz kurz durchrechnen, wie viel Du durch das Radfahren sparen kannst. Schauen wir uns dabei einmal an, wie viel Du sparst, wenn Du das Auto vollständig durch Dein Fahrrad ersetzt. Alternativ dazu rechnen wir mal durch, wie viel Du sparst, wenn Du das Fahrrad nur ergänzend benutzt. Also für den Weg zur Arbeit.

Das Fahrrad als Ersatz für das Auto

Ein einfaches Fahrrad hält locker 20 Jahre. Wenn Du einmal im Jahr eine Inspektion durchführen lässt, kannst Du von maximal 200 Euro pro Jahr ausgehen.

Rechnen

Bild: Shutterbug75 auf Pixabay

Die Bandbreite, wie viel Du für ein Auto ausgeben kannst, ist groß. Gehen wir mal von einem anständigen Gebrauchtwagen im Wert von 10.000 € mit einer Nutzungsdauer von 10 Jahren aus, der jährlich 500 Euro Versicherung und Steuern kostet. Und mit dem Du 10.000 km im Jahr fährst. Um es möglichst einfach bei der Berechnung zu haben, nehmen wir an, dass der Sprit auf 100 km Kosten in Höhe von 10 Euro verursacht. Reparatur, Reifenwechsel, TÜV, Abgasuntersuchung setzen wir mit durchschnittlich 800 € pro Jahr an.

Die Kosten pro Jahr ergeben sich dann für einen PKW wie folgt.

  • 1.000 € Abschreibung (Anschaffungspreis / Nutzungsdauer)
  • 500 € Versicherung/Steuern
  • 800 € Reparatur, Reifenwechsel, TÜV, AU
  • 1.000 € Sprit
  • 3.300 € Gesamt

Verkaufst Du also Dein Auto und fährst nur noch Fahrrad, sparst Du jährlich anhand dieser Beispielrechnung über 3.000 Euro. Einen Teil dieser Ersparnis kannst Du dann hin und wider im öffentlichen Personennahverkehr ausgeben.

Das Fahrrad als Ergänzung für das Auto

Was sparst Du, wenn Du nicht sofort Dein Auto verkaufst? Stattdessen fährst Du erst mal nur mit dem Fahrrad zur Arbeit. Gehen wir mal von einem Arbeitsweg von 5 km aus. Also hin und zurück 10 km. Bei durchschnittlichen 220 Arbeitstagen fährst Du demnach 2.200 km pro Jahr.

Unterstellen wir wieder die 10 Euro Benzinkosten für 100 km, sparst Du im Jahr immerhin 220 Euro. Außerdem wird der Verschleiß geringer ausfallen.

Radfahren: Vor- und Nachteile

Das war jetzt ein ausgiebiges Plädoyer für das Fahrrad. Ich fasse die Vorteile an dieser Stelle noch einmal zusammen:

  • Radeln ist gesund.
  • Du sparst Geld.
  • Das Fahrrad ist klimaneutral.
  • Auf kurzen Strecken bist Du schneller als mit dem Auto.

Trotzdem will ich nicht verschweigen, dass das Radfahren einen großen Nachteil hat:

  • Es ist einfach nicht so gemütlich wie andere Verkehrsmittel.

Das gilt vor allem für schlechtes Wetter. Dennoch: Gerade weil ich meinen ökologischen Fußabdruck reduzieren will, steige ich mittlerweile sowohl bei Regen und Kälte als auch für längere Distanzen auf mein Fahrrad.

Auch wenn es manchmal schwer fällt, solltest Du Dich immer auf diesen Satz besinnen: „Es gibt kein schlechtes Wetter. Es gibt nur falsche Kleidung“. Diese Aussage ist vor allem im Herbst und Winter mein Leitspruch. Und weil ich mit gutem Beispiel voran gehe (oder wohl eher weil sie keine andere Wahl hat), beherzigt das liebe Kind diesen Spruch ebenfalls auf dem Weg zur Kita.

Deshalb: Zieh‘ Dich warm an und dann geht’s los. Bei Niederschlag empfehle ich Dir einen Regenponcho. Falls Du keinen hast, besorge Dir einen. Am besten – wir sind ja nachhaltig – aus dem Second-Hand Shop. Alternativ bekommst Du auch einen Regenponcho aus Bio-Plastik im Avocadostore.
Und wenn Du mal gar keinen bock auf schlechtes Wetter hast: Öffentliche Verkehrsmittel gibt es ja auch noch.

Gefahren im Straßenverkehr

Leider gibt es einen weiteren Nachteil:

  • Radfahren ist nicht ganz ungefährlich.
Fahrrad Klimaschutz

Bild: Lachmann-Anke auf Pixabay

Bei tagesschau.de findest Du eine Unfallstatistik zur Radverkehrslage. Daraus geht hervor, dass die Gesamtzahl an Verkehrstoten zwischen 1997 und 2017 um 63 Prozent gesunken ist. Im gleichen Zeitraum ist die Zahl der getöteten Fahrradfahrer aber nur um 31 Prozent gesunken.

Du musst Dich mit der Tatsache abfinden, dass Du als Radfahrer im Verkehr das schwächste Glied bist. Sowohl Autofahrer als auch Fußgänger rechnen oftmals nicht mit Dir, obwohl Du die Verkehrsregeln einhältst. Deshalb:

  • Fahre immer passiv (auch wenn Du eigentlich im Recht bist).
  • Ärgere Dich nicht darüber, dass andere Dich übersehen.
  • Und trage unbedingt einen Helm.

Immer mehr Menschen steigen auf das Fahrrad

Es gibt ja immerhin schon erste Erfolge. Laut Greenpeace fahren wir heute durchschnittlich um 20 Prozent mehr Kilometer mit dem Fahrrad als im Jahr 2008. Und nicht nur die Bürger haben die Vorteile erkannt. Auch die Politik in deutschen Städten hat es verstanden. Die Investitionen steigen sehr schleppend. Aber es bewegt sich etwas. Das Land Niedersachsen stellt beispielsweise im Jahr 2020 eine Million Euro zusätzlich für Fahrradwege und andere Radverkehrsanlagen bereit und fördert den Radwegebau der Kommunen.

Wenn Du Dich dafür interessierst, was es sonst noch für Möglichkeiten gibt, Deinen ökologischen Fußabdruck zu reduzieren, lies meinen Artikel „CO2-Ausstoß – So optimierst Du Deine CO2-Bilanz wirklich“!