Die Einen halten sie für dringend notwendig. Die anderen kritisieren sie scharf. Regenerative Energien diskutieren wir nicht nur hierzulande kontrovers. Ist der Kohleausstieg überhaupt möglich? Ist Atomenergie wirklich so gefährlich? Was verstehen wir genau unter regenerativen Energien? Warum müssen wir dringend auf erneuerbare Energien umsteigen?
Regenerative Energien – Was ist das?
Regenerative (bzw. erneuerbare) Energien sind sind die Energiequellen, die unerschöpflich sind. Laut dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gehören dazu
- Solarenergie,
- Windenergie,
- Bioenergie (also Energie aus Biomasse – vor allem Holz),
- Geothermie (Erdwärme) und
- Wasserenergie.
Obwohl alle Welt zumindest offiziell flächendeckend auf alternative Energien umsteigen will, hat sich noch nicht wirklich viel getan.
Regenerative Energien – Wo stehen wir und wo wollen wir hin?
Laut Umweltbundesamt wurden im Jahr 2018 1 Milliarde Kilowattstunden aus regenerativen Energien bereitgestellt. Obwohl Du der nachfolgenden Grafik entnehmen kannst, dass es innerhalb der vergangenen 30 Jahre eine erhebliche Steigerung gab, sind das gerade einmal 16 Prozent des Endenergieverbrauchs in Deutschland. Die mit Abstand wichtigste alternative Energiequelle ist derzeit die Windenergie.
Das Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) legt das Ziel fest, bis 2050 80 Prozent durch regenerative Energien abzudecken. Dies soll in erheblichem Maße dazu beitragen, dass wir den CO2-Ausstoß in Deutschland bis zu diesem Zeitpunkt um 85 Prozent reduzieren. Es ist offensichtlich noch ein weiter Weg!
CO2-Bilanzen der Energieträger
Um die CO2-Bilanzen der unterschiedlichen Energieträger zu erarbeiten, gibt es verschiedene Berechnungsmethoden. Je nach Sichtweise gibt es auch in der Wissenschaft unterschiedliche Ergebnisse. An dieser Stelle werde ich daher nicht auf genaue Zahlen eingehen.
Wichtig ist es aber dennoch, die Verhältnismäßigkeit zu verstehen: Im minimalen Bereich der CO2 Emissionen befinden sich Wasser- und Windkraft. Solarenergie verursacht aber immerhin schon den 10-fachen CO2-Ausstoß von Wasserenergie. Hier sind wir aber trotzdem noch im unbedenklichen Bereich.
Denn die Erzeugung von Strom durch Erdgas verursacht bereits etwa 100 mal so viel Kohlenstoffdioxid wie Wasserkraft. Braun- und Steinkohle sowie Erdöl setzen sogar ungefähr die 200-fache CO2-Menge frei.
Als Gegenstück zu den regenerativen Energien wird gerne mit verächtlichem Blick auf die Atomenergie geschaut. Und das aus gutem Grund. Denn die Katastrophen in den Kernkraftwerken in Tschernobil am 26.04.1986 und Fukushima am 11.03.2011 haben Tausende das Leben gekostet. Bezieht man sich aber rein auf die CO2-Bilanz, gibt es nichts zu beanstanden. Denn mit Kernenergie werden nicht einmal doppelt so viele Treibhausgase wie durch Windenergie freigesetzt.
Ist Atomenergie also wirklich so böse?
Fossilie Brennstoffe und Atomkraft werden aktuell viel mehr genutzt
Momentan verlassen wir uns hauptsächlich noch auf fossile Brennstoffe und Atomkraft. Doch was ist das eigentlich genau?
Fossile Brennstoffe
Dazu gehören in erster Linie Kohle, Erdöl und Erdgas. Also Stoffe, die vor Jahrhunderten bzw. Jahrtausenden aus Tieren oder Pflanzen entstanden sind. Beim Verbrennungsprozess reagiert der enthaltene Kohlenstoff mit Sauerstoff: Es entsteht Kohlenstoffdioxid – also CO2.
Atomenergie
Atomenergie wird im Kernkraftwerk erzeugt, indem Atome gegeneinander stoßen. Die Explosion erzeugt Wärme. Der aus dem Kühlwasser entstehende Dampf treibt die Turbinen an. Und daraus entsteht Strom.
Sowohl die Sicherheit als auch die Umweltbelastung durch Atomenergie sind extrem abhängig von der eingesetzten Technologie. Obwohl es bereits erhebliche Fortschritte gibt, werden weltweit in großen Teilen immer noch Kernkraftwerke betrieben, die zwei schwerwiegende Probleme mit sich bringen:
- Es entstehen hochradioaktive Abfälle, die oftmals nicht wiederverwendet werden.
- Wenn die Kühlsysteme ausfallen, kann es zur Kernschmelze kommen.
Sind fossile Brennstoffe und Atomenergie wirklich so böse?
Ob nun fossile Brennstoffe oder Kernkraftwerke schädlicher sind, lässt sich neben den CO2-Emissionen auch anhand der Todesopfer beurteilen. In Zahlen lässt sich das schwer seriös gegenüberstellen. Denn Arbeitsbedingungen und Technikstände der jeweiligen Kraftwerke sind weltweit sehr unterschiedlich.
Natürlich wirkt radioaktive Verstrahlung als Todesursache in der Wahrnehmung der meisten Menschen zerstörerischer als Dammbrüche von Wasserkraftwerken. Doch auch diese haben Menschenleben gekostet.
Einige Studien – so auch in einem Bericht der Wirtschaftswoche aus dem Jahr 2014 beschrieben – ordnen jedenfalls die Zahl der Todesopfer durch Atomenergie auf einer Ebene mit der Anzahl durch regenerative Energien ein. Vor allem Kohlekraftwerke fordern jedoch unumstritten die mit Abstand höchste Zahl der Todesopfer.
Hinzu kommt, dass die neue Generation der Atomkrafttechnologie nicht nur wesentlich sicherer ist als die „alte“ Technik von Tschernobil und Fukushima. Sie ist auch in der Lage, bereits entstandenen Atommüll zu verwerten. Dazu empfehle ich Dir einen Artikel der „Zeit“.
Bitte verstehe mich nicht falsch: Ich bin kein Befürworter der Atomenergie. Aber ich halte es für wichtig, dass wir jegliche Möglichkeiten kritisch hinterfragen, bevor wir uns dafür begeistern oder sie eben verteufeln.
Damit haben wir auch die vorläufige Antwort: Ja, unter aktuell vorliegenden Bedingungen müsste man Kohle- und Atomkraftwerke besser heute als morgen schließen. Vor allem die Energieerzeugung durch Kohle muss ein Ende haben. Und sofern wir nicht dazu bereit sind, uns die neueste Atomkrafttechnologie in Anspruch zu nehmen, bedeutet das, wir brauchen die Energiewende. Und zwar schnell!
Voraussetzungen für die Energiewende
Damit alternative Energien zum überwiegenden Anteil eingesetzt werden können, benötigen wir Langzeitspeicher. Vor allem die Solarenergie ist saisonal geprägt. Andererseits werden Windkrafträder zwischenzeitlich stillgelegt, weil das Netz aus den Windparks überlastet wird.
Langzeitspeicher
Wasserstofftechnologie kann eine entscheidende Rolle spielen, um Strom zu speichern. So ist es mit sogenannten Power-to-gas-Anlagen möglich, den erzeugten Strom in synthetisches Gas umzuwandeln und dieses bedarfsweise wiederum in Form von Strom zu verbrauchen. Leider ist die Technologie noch unausgereift und vor allem unwirtschaftlich.
Ausbau der erneuerbaren Energien
Fakt ist aber auch: Wir hier in Mitteleuropa haben nicht die Verhältnisse, ausreichend Solar- und Windenergie zu erzeugen. Unsere Kapazitäten reichen sicherlich noch dazu aus, die erneuerbare Energieversorgung zu verdreifachen. Dennoch werden wir immer auf ausländische regenerative Energien angewiesen sein.
Finanzierung
Die Inbetriebnahme und Ausweitung der regenerativen Energien kostet Geld. Die Politik geht von 2 Billion Euro aus bis 2030 aus, sofern wir bis dahin 50 Prozent des Endenergieverbrauchs abdecken wollen. Am Ende werden wir Endverbraucher das alles bezahlen müssen. Einerseits durch Steuergelder, andererseits durch unsere Stromrechnungen.
Regenerative Energien – Nachteile
Bedingungslos kann man dem Einsatz regenerativer Energien wiederum auch nicht zustimmen. Windkrafträder sind beispielsweise dafür verantwortlich, dass allein in Deutschland jährlich tausende Vögel kollidieren. Außerdem werden viele Waldflächen gefällt, um Windkrafträder aufzubauen. Auch Wasserkraft erfordert regelmäßig Eingriffe in das Ökosystem. Jeder Energieträger bringt schlussendlich neben den Vorteilen auch Nachteile mit sich. Wir müssen uns entscheiden, welches das geringere Übel ist.
Ökostrom – Dein Beitrag zur Rettung der Umwelt
Glücklicherweise ist es relativ einfach, den Umstieg auf regenerative Energien zu unterstützen: Wähle bei Deinem Energieanbieter einfach den Ökostromtarif. Damit förderst Du Investitionen in alternative Energien. Aber Vorsicht: In Deutschland darf jeder Anbieter seinen Tarif als Ökostrom bezeichnen, sobald er mindestens zu 50 % aus regenerativen Quellen stammt. Die andere Hälfte könnte also durchaus unsere Umwelt verpesten.
Mein Tipp: Suche Dir über Verivox oder Preisvergleich.de einen Ökostromtarif aus und prüfe – soweit möglich – wie viel Prozent tatsächlich aus erneuerbaren Energien entstanden ist. Ganz wichtig dabei: Es gibt nur wenige Stromanbieter, die echte, saubere Energie anbieten. Mehr dazu liest Du hier!