Wie Du mit Minimalismus die Umwelt rettest

Minimalismus hat viele Facetten. Hauptsächlich geht es darum, sich von materiellen Dingen zu lösen. Wer weniger greifbare Gegenstände besitzt, kann sich mehr mit den wesentlichen Dingen des Lebens befassen. Nebeneffekte des Minimalismus sind mehr Kreativität, mehr Geld in der Brieftasche und vor allem mehr Klimaschutz.

Minimalismus – Was ist das überhaupt?

Beim Minimalismus geht es um die Reduzierung von Besitztümern und Konsumgütern auf ein notwendiges Maß. Was ist denn nun notwendig? Natürlich gibt es dazu sehr unterschiedliche Auffassungen. Und zwar weil jeder Mensch verschiedene Lebensumstände und Vorlieben hat.

Während die Eine niemals auf ihre beachtliche private Bibliothek verzichten möchte, reicht dem Anderen ein eBook-Reader. Dafür kann er wiederum beispielsweise aus beruflichen Gründen nicht auf ein Auto verzichten. Ihr reicht aber ein Fahrrad aus. Beide Personen können durchaus Minimalisten sein.

Luxus vs. Minimalismus

Wer im Deutschland des 21. Jahrhunderts lebt, kann dankbar für den Kapitalismus sein. Durch ihn leben wir wie die Made im Speck. Laut Statista verdient jeder in Vollzeit arbeitende Deutsche durchschnittlich 3.880 Euro brutto pro Monat. Deshalb können sich zahlreiche mittelständische Haushalte ein kreditfinanziertes Haus und ein bis zwei Autos erlauben. Selbst diejenigen, die in Deutschland als arm gelten, haben ein Anrecht auf ein Dach über dem Kopf, ein TV-Gerät und schnelles Surfen. Verhungern tut hierzulande niemand.

Die Kehrseite des Kapitalismus ist aber, dass neben der weiter anhaltenden Ausbeutung von Menschen in  Entwicklungsländern und der Vergrößerung der Kluft zwischen Arm und Reich vor allem unser Planet ausgeplündert wird.

Wer Minimalist ist, weiß die Vorteile des Kapitalismus zu schätzen. Trotzdem lässt er sich nicht von ihm zum Konsumwahn zwingen, sondern steigert sein Bewusstsein für das Wesentliche.

Trenne Dich von Ballast

Versuche mal Deinen Haushalt durch andere Augen zu betrachten. Bewege Dich durch die Räume und konzentriere Dich auf Deine visuelle Wahrnehmung. Frage Dich: Was benötige ich davon wirklich regelmäßig? Was macht mich glücklich?

Minimalismus

Foto: Serrano Arenas (Pexels)

Verzichtbare Gegenstände werden woanders mehr gebraucht als in Deinem Haushalt. Wenn Dir spontan kein Abnehmer einfällt, verkaufe oder verschenke sie bei eBay-Kleinanzeigen oder auf dem Flohmarkt. Für Sachspenden empfehle ich Dir die Internetseite wohindamit.org.

Lass Dir Zeit mit dem Ausmisten. Obwohl ich noch nie einen übermäßigen Hang zum Materialismus hatte, hat es bei mir Wochen gedauert. Und ich muss mich immer wieder kritisch hinterfragen: Brauche ich das wirklich?

Minimalist ist man nicht nur einmal im Jahr

Der erste Schritt ist getan. Jetzt musst Du wirklich dran bleiben. Und zwar täglich. Wenn Du so weiter machst wie zuvor, wirst Du spätestens nach einem Jahr wieder ausmisten müssen. Vermeide das, in dem Du damit beginnst, Deinen Konsum prüfend im Auge zu behalten.

  • Erhöht das Produkt meine Lebensqualität?
  • Muss es immer neu produzierte Ware sein, oder reicht auch Second-Hand?
  • Kann man das noch reparieren?
  • Gib lieber mehr Geld für hochwertige Produkte aus, statt für Schnäppchen, die nach kurzer Zeit den Geist aufgeben.

Rette mit Minimalismus die Umwelt!

Je weniger wir konsumieren, desto geringer fallen die negativen Auswirkungen auf die Natur aus. Das Umweltbundesamt hat zwei Hauptbedarfsfelder identifiziert, die für bis zu 60 Prozent der Treibhausgas-Emissionen verantwortlich sind. Und diese Rechnung fällt noch verhältnismäßig harmlos aus, da sie beispielsweise die mit der Rohstoffgewinnung und -entsorgung einhergehende Umweltverschmutzung nicht berücksichtigt:

  • Bauen und Wohnen
  • Mobilität

Treibhausgas-Emissionen

 

 

 

Das Diagramm schlüsselt die zwei Hauptbedarfsfelder nicht vollständig auf: Die Emissionen für die Herstellung von Baumaterialien, Möbeln und Autos sind in der Kategorie „Sonstiger Konsum“ enthalten.

Dass jeder Deutsche mit durchschnittlich 11,6 Tonnen pro Jahr so viele Treibhausgase freisetzt, dass wir dafür 2 bis 3 Planeten bräuchten, vergegenwärtigt uns nicht nur der WWF-Footprint Rechner. Um unser persönliches CO2-Einsparpotenzial festzustellen, ist es wichtig zu wissen, wo wir die größten Bedarfe haben.

Bauen und Wohnen

Allein durch Heizung und Strom bläst jeder einzelne von uns mehr als 20 Prozent der von ihm insgesamt verursachten Treibhausgase in die Luft. Minimalismus ist die einfachste Art und Weise, Deinen Energieverbrauch zu verringern. Denn bei dem Lebensstil geht es nicht nur darum, sich auf die notwendige Anzahl an Gegenständen zu reduzieren. Ein wichtiger Bestandteil ist es, nur so wenig Wohnfläche wie nötig in Anspruch zu nehmen.

Wer auf kleinem Raum wohnt, achtet nicht nur automatisch auf ein einzuhaltendes Höchstmaß an Besitztümern. Er verfügt auch über weniger Fläche, die beheizt werden muss. Und somit ist er auch für weniger CO2-Ausstoß verantwortlich.

nachhaltig

Foto: laurence-ledanois (Pixabay)

Insgesamt liegen in Bezug auf die Ökobilanz Welten zwischen einer Wohnung in einem Mehrfamilienhaus und einem neugebauten, freistehenden Wohnhaus. Ein Neubau erfordert die Gewinnung von Rohstoffen und Herstellung der Baustoffe. Die Bauteile müssen produziert, verarbeitet und gelagert werden. Man nennt das „graue Energie“. Das ist die Energie, die verwendet wird, um ein Gebäude zu bauen, es instandzuhalten und es gegebenenfalls wieder abzureißen.

Wenn Du also einen klimafreundlichen, minimalistischen Lifestyle führen möchtest, kannst Du das am besten durch den Bezug einer überschaubaren, energieeffizienten Wohnung im Mehrfamilienhaus tun.

Mobilität

Gemessen an unserem Gesamtbedarf verursachen wir durch Mobilität 19 Prozent Treibhausgase. Stellt sich nur die Frage: Was ist Mobilität? Wikipedia sagt dazu „Mobilität beschreibt die Beweglichkeit von Personen und Gütern im geographischen Raum.“ Diejenigen Bestandteile der Mobilität, die am meisten Treibhausgase verursachen sind:

  • Flugverkehr und Schifffahrt
  • Straßenverkehr
  • Datenverkehr (vor allem Streaming)

Möchtest Du also mobiler Minimalist sein, reduzierst Du Flugreisen und Kreuzfahrten. Und Du fährst so oft wie möglich mit dem Fahrrad. Um beim Streaming CO2 einzusparen, könntest Du zumindest bei Netflix und Spotify Filme und Lieder, die Du öfter konsumierst, vorher einmalig herunterladen.

Frugalismus vs. Minimalismus

Der Begriff Frugalismus zeichnet sich durch ein großes Ziel aus: Sich so früh wie möglich zur Ruhe setzen. Wie wollen Frugalisten dieses Ziel erreichen? – Durch vernünftige Investitionen und vor allem durch einen minimalistischen Lebensstil. Denn wer auf viel verzichtet, kann auch viel für die Rente sparen. Heute den Konsum zu reduzieren, um morgen wirtschaftlich unabhängig zu sein, ist eine bemerkenswerte Lebensweise.

Ideal ist der frugalistische Lifestyle aber erst dann, wenn er mit einem nachhaltigen Konsumverhalten gepaart wird. Das bedeutet: Wer ohnehin weniger Produkte und Dienstleistungen in Anspruch nimmt, kann bei seinen Kaufentscheidungen dem Thema Nachhaltigkeit eine größere Bedeutung geben. Auch, wenn das mit höheren Kosten verbunden ist.

Minimalistisch und nachhaltig leben

Kommen wir jetzt zu konkreten Lösungsansätzen, wie Du minimalistisch und vor allem nachhalhaltig leben kannst.

Schritt 1: Miste aus!

Laufe mit einem großen Wäschekorb oder ähnlichem durch Deinen Haushalt und wirf alles hinein, das Du nicht mehr brauchst. Aber wird die Dinge bitte nicht einfach in die Tonne! Überlege, wer sich in Deinem Familien- oder Freundeskreis über diese Gegenstände freuen würde. Alles andere verkaufst oder verschenkst Du bei eBay-Kleinanzeigen oder spendest es bei wohindamit.org. Kleidung kannst Du übrigens super bei Kleiderkreisel.de anbieten.

Schritt 2: Lebe minimalistisch und nachhaltig

Da Du ab jetzt nicht mehr dem Drang nach Konsum erlegen bist, reduzierst Du bereits Deinen ökologischen Fußabdruck. Trotzdem gibt es hier und da noch ein paar Stellschrauben, wie Du Dein Leben noch nachhaltiger gestalten kannst.

Dem nachfolgenden Kreisdiagramm des Statistischen Bundesamtes kannst Du entnehmen, dass Wohnen und Energie im Jahr 2018 etwa ein Drittel der Konsumausgaben privater Haushalte ausgemacht hat. Wenn ich auch verstehe, dass Du nicht bereit bist, kurzfristig umzuziehen: Ein Wechsel des Stromtarifs stellt keine echte Hürde dar. Und falls Du glaubst, Du beziehst bereits Strom aus Erneuerbaren Energien, lies meinen Artikel „Ökostrom – Leider alles andere als saubere Energie“.

Private KonsumausgabenWenn Du CO2-Emissionen und Wasserverbrauch durch Deine Ernährung einsparen möchtest, verzichte so viel wie möglich auf tierische Produkte. Weitere Möglichkeiten zur Verbesserung Deiner persönlichen Umweltbilanz sind:

Das Wichtigste dabei ist: Kaufe lieber hochwertige Ware. Qualität hat oft ihren Preis.

Wenn Du mehr darüber wissen möchtest, wie Du nachhaltig leben kannst, lies meinen Artikel „CO2 Ausstoß – So optimierst Du Deine CO2-Bilanz wirklich“.